Mehrwert:BergLandwirtschaft

Die Nationalpark OÖ. Kalkalpen Region mit ihren 22 Gemeinden ist geprägt durch eine extensive und sehr naturnahe Form der Berglandwirtschaft. Die über Jahrhunderte entwickelte, gebietsangepasste Produktion im Bereich der Grünlandwirtschaft mit Rinderhaltung fördert essenzielle Ökosystemleistungen, die eine wichtige Lebensgrundlage für die Gesellschaft inner- und außerhalb der Region darstellen. Diese Leistungen werden jedoch nur selten kostendeckend abgegolten, der Fortbestand der naturnahen und kleinstrukturierten Berglandwirtschaft ist nicht nachhaltig gesichert.

Im Projekt arbeiten wissenschaftlich und landwirtschaftlich engagierte Personen zusammen, um die Leistungen der Berglandwirtschaft in der Region mit Hilfe eines innovativen Ansatzes besser als bisher hervorzuheben und gewinnbringend inwertzusetzen. Dafür werden die Leistungen erhoben, quantifiziert und marktfähige Geschäftsmodelle, vor allem in Form von strategischen Partnerschaften mit der Wirtschaft, entwickelt. Dies soll zur Generierung eines alternativen Einkommens für landwirtschaftliche Betriebe zu beitragen.

Ausgangsituation

In den letzten Dekaden gab es unerwünschte Entwicklungen in der Berglandwirtschaft bedingt durch die allgemeine Situation im Agrarsektor. Es sind dies:

        • Ein zunehmender Rückgang der Bewirtschaftung von Grünland, insbesondere im steilen Gelände.
        • Sinkende Einnahmen für landwirtschaftliche Betriebe aus der landwirtschaftlichen Erzeugung und dadurch bedingt steigende Abhängigkeit von öffentlichen Zuschüssen (GAP Reform).
        • Eine zunehmende Arbeitsbelastung auf den Betrieben durch die Notwendigkeit zusätzliche Einkommensquellen zu etablieren oder unverhältnismäßige Wachstumsschritte einzugehen

Dieses Szenario bedroht sowohl die Berglandwirtschaft direkt als auch die Entwicklung anderer Wirtschaftssektoren in der gesamten Region (beispielsweise Tourismus). Daher möchte man diesen Entwicklungen aktiv entgegentreten, indem die Berglandwirtschaft durch innovative Vermarktungsmodelle nachhaltig gestärkt wird.

Zielsetzung

  • Bessere ökonomische Absicherung der nachhaltigen, ökologischen Berglandwirtschaft
  • Erhebung und Bewertung der Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft der Region
  • Erhebungen von Bedarfen und Möglichkeiten zur Abgeltung von Ökosystemleistungen systematisch ausloten
  • Konzeption von Vermarktungsoptionen für Ökosystemleistung, was die Entwicklung, Testung und Evaluation innovativer Geschäftsmodelle für Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft inkludiert

Ablauf

Phase I: „Erfassen“:
Entwicklung eines Modelles zur qualitativen Beschreibung der Ökosystemleistungen, der Teilaspekte, Abgrenzungen und Zusammenhänge. Definition eines Indikatorensets und notwendige Maßnahmen zur Bewertung der Ökosystemleistungen. Es erfolgt eine Feldstudie mit rund 30 Betrieben zur Erhebung der Ökosystemleistungen. Die Auswertung basiert auf Betriebs- und Regionalebene.

Phase II: „Bewerten“:
Quantitative und qualitative Erhebungen messen das Erbringungspotential auf den landwirtschaftlichen Betrieben. Dazu werden die betrieblichen Mehrwerte hinsichtlich Umweltwirkungen und Einkommen durch die Erbringung der Ökosystemleistungen quantifiziert. Weiters erfolgen agrarökonomische Kalkulationen zu den Bereitstellungskosten und Recherchen zu möglichen Vermarktungsmöglichkeiten, zu Bedarfe im Sektor Wirtschaft mit Hinblick auf künftige Rahmenbedingungen.

Phase III: „In-Wert-Setzung“:
Anwendung eines mehrstufigen Erhebungsverfahren mit relevanten Stakeholdern. Auf dieser Basis erfolgt eine Identifikation von Bedarfen und Entwicklung eines Kriterienkataloges für marktfähige neue Geschäftsmodelle. Diese werden prototypisch für verschiedene Betriebszweige entwickelt und einer Akzeptanzanalyse unterzogen.

Ergebnisse und Wirkung

        • Vorlage einer wissenschaftlichen fundierten Analyse der relevanten Ökosystemleistungen im Umfeld der Berglandwirtschaft in der Nationalparkregion wie auch einer datenbasierten Bewertung der Ökosystemleistungen.
        • Entwicklung praktikabler Indikatoren, Tools und Verfahren zur betrieblichen Erfassung der relevanten Ökosystemleistungen.
        • Erbringungspotentials der Betriebe und Skalieren der Erkenntnisse auf regionale Ebene.
        • Bereitstellungskosten für Ökosystemleistungen der Berglandwirtschaft in Regionen wie die Nationalpark OÖ Kalkalpen Region.
        • Theoretische Grundlagenarbeit zur konsumenten-/zielgruppentauglichen Kommunikation/Vermittlung als Basis für eine erfolgsversprechende Vermarktung des Gesamtpaketes der Ökosystemleistungen.
        • Entwicklung potentiell marktfähiger Geschäftsmodelle inklusive Kriterienkatalog zu den Anforderungen der Zielgruppen.
        • Dissemination auf eigens entwickelter Plattform mit Vermarktungsmöglichkeit.
        • Potentielle Einkommenssteigerungen bei den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten.
        • Weiterverwendung/-verwertung des akquirierten Wissens insbesondere für Lehre und Weiterbildung bei den wissenschaftlichen Partnerinnen und Partnern.
        • Handlungsempfehlungen zur Übertragbarkeit des Ansatzes bzw. der Ergebnisse auf ähnlich strukturierte Regionen.

Kontakt

FH-Prof. MMag. Dr. Michael Schmidthaler
Wehrgrabengasse 1-3
4400 Steyr – Austria